1.
Unser erklärtes Ziel ist der Aufbau einer künstlerischen Plattform, die in der
Rechtsform einer Partei agiert und ihre Aktion als Instrument der Kritik am bürgerlichen
Herrschaftszusammenhang nutzt. Sie soll damit die Widersprüche unserer
Gesellschaft auf pointierte Weise aufzeigen und damit einen Beitrag zum kritischen
Diskurs leisten. Wir verstehen diese Aktion jedoch nicht als politische Tätigkeit. Politik
nennen wir die Sphäre, in der Fragen der Verteilung und Teilnahme am
gesellschaftlichen Reichtum ausgehandelt werden, kurz: die Sphäre der Machtkämpfe
zwischen den verschiedenen Interessengruppen unserer Gesellschaft. Viel mehr
sehen wir uns als Kommentatoren und Kritikerinnen der Machtkämpfe sowie als
Unterstützer derjenigen Akteurinnen und Akteure, die in diesen für die Seite des
Fortschritts kämpfen. Das heißt konkret: für eine Gesellschaft, in der keine Ausbeutung
von Menschen durch Menschen stattfindet.
2.
Diesem Ziel entgegen gesetzt sind mehrere Entwicklungen, die wir bei der originalen
“Die PARTEI” in Deutschland, als auch bei dem von uns in Österreich unter gleicher
Marke, allerdings ohne organisatorischer Verbindung geführten Projekt seit längerem
beobachten können. Eine Satirepartei, die in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals
nur als Spaßpartei angesehen wird, zieht erst einmal ihrem Wesen nach “lustige”
Zeitgenossen an, die in der Satirepartei nicht viel mehr als eine Plattform erkennen,
auf der sie unter dem Vorwand der Satire mit ihrem Stammtisch-, Bier- und
Bubenhumor hausieren gehen können. Schlimmer jedoch: sie zieht darüber hinaus
ebenfalls solche an, die eine Gelegenheit für selbstdarstellerische Egotrips wittern.
3.
Da diese Entwicklungen notwendigerweise dem Wesen der Satirepartei entwachsen,
ist es Aufgabe des Vorstands, ihren Einfluss auf die allgemeine Aktion der Partei
möglichst gering zu halten. Dabei hat er zu überprüfen, wer der Öffentlichkeit
präsentiert wird. Das öffentliche Auftreten der Mitglieder wollen wir mit der Aufführung
eines Stücks vergleichen, die Tätigkeit des Vorstands mit der einer Regisseurin. Es
darf nicht um Selbstdarstellung und Egotrips gehen, sondern darum, dass das
Theaterstück “Satirepartei” sein in Punkt 1. definiertes Ziel erfüllt.
4.
Weil sie viele Menschen anzieht, die keine Erfahrung mit “Humorarbeit” haben, kann
es ebenfalls als Aufgabe des Vorstands angesehen werden, in der Satirepartei
Möglichkeiten für die Mitglieder zu schaffen, dieses Handwerk zu erlernen.
5.
Versäumt es der Vorstand allerdings, diese organisatorischen Aufgaben zu erfüllen,
entstehen Strukturen, die den von uns erklärten Zielen widerstreben: statt einer
schlagfertigen, organisierten Gruppe, die in der Lage ist, das “satirische Polittheater”
aufzuführen, haben wir eine Spaßtruppe in der ein bubenhaftes Humorklima herrscht
und in der sich Machtverhältnisse verfestigen, die zu kritisieren eigentlich das Ziel der
Satirepartei ist. Das kritische Polittheater degeneriert zum üblichen Politzirkus der
bürgerlichen Parteien.
6.
Nachdem wir ausgeführt haben, was wir als Ziele, Aufgaben und Probleme der
Satirepartei betrachten, wollen wir auf unsere Beweggründe eingehen, mit der
deutschen “PARTEI” zu brechen und unser Projekt unter anderem Namen
fortzuführen. Der Bruch war bereits seit längerem geplant und das Bekanntwerden der
Straftaten des Dirk W. diente letztlich als Katalysator, diesen nun endlich zu vollziehen.
Man braucht nicht so zu tun, als wäre das ein Einzelfall gewesen. Vorfälle
sexualisierter Übergriffigkeit wurden immer wieder bekannt. Eine Bereitschaft der
Vorstände, mit der nötigen Konsequenz vorzugehen gab es aber nicht. Viel mehr
sorgte man sich um das Image der Partei - vor allem, wenn gerade Wahlkampf auf
dem Tagespunkt war. Am Rande erwähnt seien noch Sonneborns inadäquate Reaktion
auf Rassismusvorwürfe sowie die Tatsache, dass er während der Corona-Pandemie
anfing, den Querdenkern nach dem Mund zu reden.
7.
“Die PARTEI” stellte und stellt somit ihren Anspruch, im deutschen Bundes- und
Landtagszirkus als politischer Akteur mitzumischen über den Schutz von Gewalt
betroffener Frauen sowie über die Möglichkeit, einen sicheren Raum für künstlerische,
der beherrschten Gesellschaft gegenüber kritische Betätigung aufzubauen.
8.
Wir nehmen uns selbst von der Kritik nicht aus. Auch unser Projekt in Österreich ist
männlich dominiert. Wir ziehen daher die notwendige Konsequenz und brechen mit
“Die PARTEI”. Damit soll auch mit der Kultur des Stammtisch-, Bier- und Bubenhumors
brechen, und das Projekt in eine Richtung lenken zu können, die unseren Zielen eher
entspricht. Wir hoffen, dass sich unser kleines Experiment damit in eine bessere
Richtung entwickeln kann. Und wir hoffen auch, dass man eventuell in Deutschland
ebenfalls zur Besinnung kommen wird.